Mittwoch, 27. August 2014

25.08.2014 Srinagar



Wow, welch ein anstrengender Tag, gestern. Wir im Männerhaus hatten eine ruhige Nacht. Es ließe sich hier super schlafen, wenn es da nicht zwei Störquellen gäbe:
1.   Spinnen: Aufruhr herrschte gestern im Jungenhaus. Als Thomas und ich im Bett lagen und kurz vor dem Einschlafen waren, sagte er wie aus heiterem Himmel: „Schau‘ mal Domi, da ist eine Spinne an der Wand.“ Ich konnte es nicht wirklich glauben, da sie eher wie eine offene Steckdose oder Staub/ Dreck an der Wand aussah. Nachdem Thomas dann das Licht anmachte, schrien wir beide, da einen handflächengroße Spinne an der Wand saß und kurz davor stand uns aufzufressen. Dieser Anblick verwandelte uns Beide in 14-jährige, pubertierende Mädchen, die tierisch Angst vor Spinnen hatten. Erschrocken von dem Schrei kam Leon aus der Dusche gestürmt um nach dem Rechten zu sehen. Spontan verwandelte er sich in das dritte 14-jährige, pubertierende Mädchen. Die Mission war klar. Wir mussten SIE loswerden. Kurz darauf kamen Fabi und Gerhard herbeigeeilt, um nach zusehen wie groß sie wirklich ist. Gerhards Beruhigungsversuche scheiterten, und das Getier sich in Bewegung setzte, flüchteten alle auf die Betten. Schlussendlich fand die Aufregung ein Ende, als der Schlappen von Fabi zum Einsatz kam.
Die übrige Nacht haben wir im Männerhaus gut und fest geschlafen, als wir zwei Minuten vor Veranstaltungsbeginn (Frühstück) auf gewacht sind (Man wird böse angeschaut, wenn man fünf Minuten zu spät kommt.) Also im Halbschlaf in die Klamotten hüpfen und los geht’s. Angekommen am Frühstücksplatz kamen kurze Zeit später die Mädels. Leicht übermüdet aussehend. Schnell würde klar, dass ihre Nacht schon gegen 5 Uhr morgens endete (bei den Jungs ungefähr gegen 8 Uhr). Warum?
 Störquelle Nummer 2: Übermotivierte Mädels aus dem selben Haus wollten unser weibliche Delegation dazu bewegen, sich selbst zu bewegen. Frühsport!!! Und das bei unserem Erschöpfungszustand. Die Mädels fanden diese Idee nicht so feierlich und wollten wieder schlafen. Pustekuchen. Eine geschlagene dreiviertel Stunde klopften die indischen Mädchen an die Tür um sie zum Sport machen aufzufordern. Leichte Nötigung. Stephie hat sich dann als  einzige zum Sport machen erbarmt. Respekt.
Nach dem Frühstück ging es dann direkt mit dem Programm los. 
8:45 haben wir eine auf Hindi gehaltene Session erleben können. Unsere Simultanübersetzer leisteten mehr oder minder gute Arbeit, aber sie haben sich trotz alledem sehr bemüht, da es gar nicht so einfach ist. Es ging um eine ausgedehnten Selbstvorstellung der vortragenden Person (Reverent Julius Caesar; kein Witz!) und die Rolle von Musik im Leben. Wir waren alle sehr müde und geschafft und hofften auf eine kleine Pause, um Luft zu schnappen. Nach drei Stunden (!) Hindi gab es eine kleine Teepause von 15 Minuten, danach wieder zwei Stunden Predigt. 

Thesenartige Zusammenfassung:
      Verliere nicht die Hoffnung und gib nicht auf an Gott zu Glauben.

2.   Auch wenn dich das Böse versucht, antworte mit den Worten Gottes und wieder stehe ihm.

Dr. Justin hat diese Predigt für uns angenehmer gestaltet, da er nach ein paar Sätzen Hindi immer auf Englisch zusammengefasst hat. Danach gab es Mittagessen( Kartoffelbrei und gekochtes Gemüse in Bechamelsauce). Aufgrund dessen, das die Müdigkeit nicht während den Predigten verflogen ist, wollten wir alle schnell auf die Zimmer, um uns auszuruhen.
Nach vielen Eindrücken fand sich schließlich die Gruppe im Männertrakt zusammen, um die individuelle emotionale Lage zu klären. Nach regem Austausch über manche kulturellen Unterschiede (Missachtung von Frauen, Fotografiezwang und Auslegung der christlichen Lebensführung) gingen wir in die „Debate Competition“, wo Jugendliche kurze Reden zum  Thema „Die Aufgabe der Jugend zur Wahrung der weiblichen Würde“ halten sollten. David hat sich von unserer Delegation auf die Bühne getraut und eine Rede gehalten. Ebenfalls: Respekt!!! Man spürte auch von den indischen Mädchen einen inneren Drang zum Umdenken, um aus den veralteten Strukturen des Patriarchats auszubrechen. Das macht Hoffnung, wenn man auf die heutige Gesellschaft Indiens blickt. Nach den anregenden Diskussionen brach das große Chaos aus, da sich die ganze Meute auf den Weg machte, um auf dem Dal-See Bootchen fahren zu können. Die Gruppenzuteilung fand auf Hindi statt, was es für uns nicht gerade einfacher machte.Aber nach 20 Minuten Bus-Hopping, Ruferei und Schreierei, konnten wir endlich losfahren. Die Busse waren typisch-amerikanisch anmutende Schulbusse. Allerdings waren die Sitzreihen nach indischem Standard konzipiert: zu eng. Eine beinquetschende 15-minütige Busreise verhalf dennoch zu regem Kontakt zwischen uns Jugendlichen. So sprach man über typisch deutsche/indische Sportarten, Kultur und „westlichen Luxus“. Angekommen am Dal-See, stiegen wir alle in den zugeteilten Fünfer-Gruppen auf das Boot. Wir wurden gefahren. Wir fühlten uns wie Maharadschas. Doch vor allem ist man selbst als Maharadscha in Indien vor einem nie sicher: aufdringlichen Verkäufern. Selbst auf dem Wasser kommen sie angerast, wollen uns Fotos, Mais und Schmuck verkaufen. Am Steg wieder angelegt ging es in einen Vorzeigegarten eines ehemaligen Maharadschas, in dem die hauptsächliche Aufgabe darin bestand, aufdringliche Verkäufer abzuwimmeln. Nach der halbwegs entspannenden Bootstour in wunderschöner Naturkulisse und dem grünen Garten in den Bergen ging es dann wieder zurück in die TYNDA-BISCOE-SCHOOL. Nach Ankunft durften wir hier gemeinsam eine kleine Andacht halten, welche super ankam. Unser Thema: „Jesus und der sinkende Petrus auf dem See“ (Matthäus 14,22-32). Es folgte das Dinner und wir gingen recht zügig ins Bett, da wir am nächsten Morgen schon um 04:45 Uhr morgens!!! Zum Frühsport sollten. Husch-Husch ins Bett!
Müde Grüße
Domi





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